Museumsverein Geschichte

Um einheimische Kunstgegenstände vor dem Ausverkauf ins Ausland zu bewahren, gründeten  20 Bozner Bürger 1882 unter Führung des aus Kaltern stammenden Geistlichen Karl Atz (1832-1913) den Museumsverein Bozen als Nachfolgeverein des bereits seit 1857 bestehenden Christlichen Kunstvereins. Das Hauptgewicht der Vereinstätigkeit lag daher auf  Sammeln und  Ankaufen von Kunstobjekten, die zusammen mit geliehenen Kunstgegenständen in Ausstellungen dem Publikum zugänglich gemacht wurden. So gelang es dem Museumsverein auch der Stadt Bozen zwei bedeutende Sammlungen zu erhalten: die umfangreiche volkskundliche Sammlung des Bozner Lehrers und Privatgelehrten Karl Wohlgemuth (1867-1913),  auch heute noch Eigentum des Vereins, und die Mineraliensammlung des Malers Georg Gasser (1857-1931).

In den ersten 20 Jahren seines Bestehens wurden die Sammlungen des Vereins in verschiedenen Bozner Stadthäusern untergebracht und ausgestellt, bis 1901 der Bozner Gemeinderat den Beschluss fasste, an der Stelle des Ansitzes Hurlach ein Stadtmuseum zu errichten, das am 16. April 1905 eingeweiht wurde. Wegen seines wesentlichen Anteils am kulturellen Leben Bozens und seiner engen, fruchtbringenden Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung wurden dem Museumsverein vom damaligen Bürgermeister Julius Perathoner weitgehende Mitspracherechte bei der Führung des Museums eingeräumt.

Nach dem Ende des I. Weltkrieges und der Annexion des südlichen Tirols durch Italien  1919 brachen für den Museumsverein – von Ettore Tolomei, dem italienischen Nationalisten und Spiritus rector der gewaltsamen Entnationalisierung der Südtiroler, als „roccaforte del germanesimo“ (Festung des Deutschtums) bezeichnet –  stürmische Zeiten an. Nun wurden immer wieder von der seit 1922 faschistischen Stadtverwaltung Versuche unternommen, auf die Leitung des Vereins Einfluss zu nehmen. Der Museumsverein aber verfolgte in dieser schwierigen Zeit eine Politik der maßvollen, – im Rahmen des Möglichen – unnachgiebigen Opposition gegen die faschistischen Umtriebe.

Das Museum selbst wurde schließlich der direkten Kontrolle der Stadtverwaltung unterstellt – mit dem Ziel, es in ein „Museo dell’Alto Adige“ umzugestalten und so im Sinne Tolomeis eine italienisch-nationalistische Durchdringung Südtirols historisch zu untermauern.

Während des II. Weltkrieges gelang es, die Sammlungen des Museumsvereins vor den seit 1943 einsetzenden Bombardierungen in Sicherheit zu bringen. Das Museum selbst wurde hingegen in Mitleidenschaft gezogen und konnte erst  1952 wieder eröffnet werden. Nach erneuten Renovierungsarbeiten in den 1990er Jahren, dank derer auch der von den Faschisten 1937 abgerissene Zinnen bewehrte Turm des Museums wieder aufgebaut wurde, schloss das Museum  2002 erneut seine Tore und wurde erst 2011 teilweise wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seitdem bemüht sich der Museumsverein, der seit seiner Gründung seiner ursprünglichen Zielsetzung treu geblieben ist und eine der bedeutendsten Sammlungen an kunsthistorischen Objekten Südtirols besitzt, um die vollständige Wiedereröffnung des Museums, auch um seine wertvollen Bestände wieder zeigen zu können.

  • Bericht des Museumsvereins zu seinem 10 jährigem Bestehen, 1892

    „Als der Museumsverein Bozen als Nachfolger und Erbe des „Christlichen Kunstvereines“ vor 10 Jahren unter dem Protectorate Sr. Kais. Hoheit des durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Heinrich ins Leben gerufen wurde, geschah dies in der Absicht, in ihm einen Wächter zu bestellen, dessen Beruf und eigenstes Interesse es sein sollte, der grenzenlos überhandnehmenden Verschleppung einheimischer Kunstwerke und Denkwürdigkeiten entgegenzutreten und diese nach Möglichkeit für immer in unserer Gegend zu halten. Zugleich sollte der Verein es sich angelegen sein lassen, die in unserer Gegend noch befindlichen Kunstsachen durch temporäre Ausstellungen dem Publikum zugänglich und dieses mit Werken alter und neuer, einheimischer und fremder Meister thunlichst bekannt zu machen und dadurch auf Weckung und Förderung des Kunstsinnes wohlthätig einzuwirken.“ (aus: Bericht des Museumsvereins zu seinem 10 jährigem Bestehen, 1892, zit. in Festschrift 100 Jahre Museumsverein Bozen)

  • Die Sammlungen des Museumsvereins

    Die Bestände des Bozner Stadtmuseums sind zum größten Teil Eigentum des Museumsvereins. Es handelt sich dabei um eine der bedeutensten kunsthistorischen Sammlungen im historischen Tirol, die in mehr als 125 Jahren Vereinsgeschichte zusammengetragen wurde. Einen kleinen Teil möchten wir auf diesen Seiten zeigen.

 
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